Mystik (vom lateinischen mysticus: unbeschreiblich, geheimnisvoll, dunkel; bzw. dem griechischen Wort mystikós von mýein: einweihen) bezeichnet eine spezielle, in allen Religionen verbreitete Frömmigkeitsform. Mystik bezeichnet die unmittelbare Schau Gottes, durch die der Eingeweihte die Kluft zwischen Mensch und Gottheit überwindet und zur mystischen Einheit (unio mystica) gelangt.

Die christliche Mystik ist eine Bewegung innerhalb der christlichen Religionen, in der die unmittelbare Einswerdung mit Gott (Unio Mystica) angestrebt wird. Zu diesem Zweck verwendet sie unterschiedliche Mittel, vor allem die Kontemplation, aber auch Askese und Bussübungen, Gebete und Gesänge u.a. Das Ich wird - im Gegensatz zu fernöstlichen Philosophien - in der Einswerdung mit Gott nicht aufgegeben, sondern gerade in dieser geheimnisvollen Einung besteht eine ureigene Individualität, man könnte geradezu sagen, es kommt in dieser Vereinigung gerade besonders zu einer echten und tiefen Selbstfindung des wahren Ich, wie es von Gott her gedacht und geschaffen ist. Entscheidend ist das persönliche Erleben, die Erfahrung durch Reflexion in der Hl. Schrift sowie die gelebte Einheit von Gottes- und Nächstenliebe. Jesus selbst sagte von sich: "Ich und der Vater sind eins." (Joh 10,30) und verwies dabei unmittelbar auf seine Werke. Der Kirchenvater Origenes spricht von der Geburt Gottes in des Menschen Seele.
Kennzeichen eines Mystikers ist die Ergebenheit in den Willen Gottes: "Nicht mein, sondern dein Wille geschehe" (Lk 22,42), wie er sich im Gebot der Gottes- und Nächstenliebe äußert, wodurch im Christentum gleichzeitig die Anerkennung von Christus als Erlöser der Welt deutlich wird.

Mystikerinnen und Mystiker
Die deutsche Frauenmystik des Mittelalters ist geprägt von hl. Hildegard von Bingen, hl. Gertrud von Helfta, Mechthild von Magdeburg und Mechthild von Hackeborn. Die letzteren drei lebten alle im Zisterzienserinnenkloster Helfta in Eisleben (Sachsen-Anhalt). Bekannte katholische Exponenten der christlichen Mystik im 16. Jh. sind hl. Theresa von Ávila und hl. Johannes vom Kreuz, welche den Frauen- und Männerorden der barfüssigen Karmeliten gegründet haben und von der katholischen Kirche als Kirchenlehrer den Ehrentitel Doctor mysticus (Lehrer der Mystik) erhalten haben. Weitere katholische Mystiker sind hl. Bernhard von Clairvaux (Kirchenlehrer), hl. Franz von Assisi, hl. Johannes Bonaventura (Kirchenlehrer, "Fürst aller Mystiker"), hl. Franz von Sales (Kirchenlehrer), sel. Heinrich Seuse, Meister Eckhart, Angelus Silesius, Johannes Tauler und im 16. Jh. hl. Ignatius von Loyola mit seinen Exerzitien.

Wichtige protestantische Mystiker sind Valentin Weigel, Sebastian Franck, und Jakob Böhme. Johann Valentin Andreae war der Begründer der heute mehr esoterischen als christlichen Rosenkreuzer. Emanuel Swedenborg formulierte ein eigenes Lehrsystem, welches später zur Gründung der Neuen Kirche (Kirche des neuen Jerusalem) führte.



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