Aus welchen Substanzen hat Gott das Weltall geschaffen?


Lieber Leser,

die meisten von Ihnen werden eine mehr oder weniger genaue Vorstellung davon haben, aus welchen Materialien unser Universum zusammengesetzt ist. In der Schule wurden uns die einzelnen chemischen Elemente erklärt, aus denen unsere Welt besteht, und im Physikunterricht stellten uns die Lehrer jene Kräfte vor, die unsere Welt zusammenhalten. Bei genauer Betrachtung handelte es sich dabei aber letztendlich immer nur um die Beschreibung bestehender Systeme. Uns wurden die unterschiedlichsten chemisch-physikalischen Gesetze mathematisch genau erklärt, woraus denn aber nun die Materie letzten Endes besteht und wer diese wunderbaren Gesetzmäßigkeiten in das Dasein gestellt hat, darüber schweigt sich die Naturwissenschaft aus. Natürlich gibt es die unterschiedlichsten Denkansätze wie z.B. die Urknalltheorie, aber für die eigentliche Ursache des Universums hat die Naturwissenschaft keine wirklichen Antworten.

Für uns, die wir an einen allumfassenden Gott glauben, ist es leicht nachvollziehbar, dass diese wissenschaftlichen Erklärungsmodelle nicht in der Lage sind, alle Hintergründe des Universums und unserer Welt zu erklären. Denn solange die materialistische Wissenschaft nicht erkennt, dass die eigentlichen Ursachen für die Existenz unseres Universums geistiger Natur sind, wird sie immer nur an der Oberfläche kratzen und niemals die Tiefen der eigentlichen Ursachen ausloten können.

Der große Naturforscher und Visionär Emanuel Swedenborg hat uns in seinen umfangreichen Schriften ein Weltbild hinterlassen, das auf viele der von den Naturwissenschaftlern unbeantworteten Fragen oft sehr verblüffende Antworten zu geben vermag. Als Grundlage meiner nachfolgenden Betrachtungen habe ich hauptsächlich das 1907 in Stuttgart erschienende Swedenborg Werk "Die Weisheit der Engel betreffend die göttliche Liebe und die göttliche Weisheit", im Weiteren "Göttliche Liebe und Weisheit" genannt, verwendet. In diesem Buch finden sich sehr viele Hinweise, die es uns ermöglichen, die swedenborgsche Kosmologie bezüglich der Schöpfung nachzuempfinden.

Zu den wichtigsten Eckpfeilern der swedenborgschen Kosmologie gehören die Begriffe Liebe und Leben. So stellt Swedenborg gleich zu Beginn seines Werkes fest, dass es einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen der Liebe und dem Leben des Menschen gibt. Die Tatsache, dass sich der Mensch lebendig fühlt, dass er denkt, fühlt und handelt, ist laut Swedenborg einzig und allein auf die ihm innewohnende Liebe zurückzuführen. Auf Grund seiner Liebe hat der Mensch das Gefühl, dass er ein lebendiges von Gott unabhängiges Wesen ist, das aus sich selbst ein Leben hat und somit auch ohne Gott ganz gut leben kann. Sein aus der Liebe entspringender Wille ist meist so auf die Befriedigung weltlicher Bedürfnisse fixiert, dass sein Verstand nicht auf die Idee kommt, dass sein Gefühl, dass er aus sich selbst lebt, einem großen Irrtum entspringt. Denn Gott allein ist das Leben, weil Er die Liebe selbst ist; Engel und Menschen sind Aufnahmegefäße des Lebens aus Ihm. Swedenborg schreibt dazu:

Der Herr, welcher der Gott des Weltalls ist, ist unerschaffen und unendlich; der Mensch hingegen und der Engel sind erschaffen und endlich; und weil der Herr unerschaffen und unendlich ist, so ist er das Sein selbst, welches 'Jehova' heißt, und ist das Leben selbst oder das Leben in sich.
Aus dem Unerschaffenen, Unendlichen, dem Sein selbst und dem Leben selbst, kann nicht jemand unmittelbar geschaffen werden, weil das Göttliche Eines und unteilbar ist; sondern er muss aus Geschaffenem und Endlichem sein, das so gebildet ist, dass das Göttliche in ihm wohnen kann. Weil die Menschen und die Engel von dieser Art sind, sind sie Aufnahmegefäße des Lebens. (GLW 4)


Jehova Gott ist demnach unerschaffen und unendlich, Er war immer und Er wird immer sein. Er hat keinen Anfang und kein Ende und Er füllt die Unendlichkeit mit seinem Selbst, seiner Liebe, seinem Leben aus. Und weil Jehova in der Unendlichkeit das einzige Sein, die einzige Liebe und das einzige Leben selbst ist, kann es innerhalb und außerhalb Gottes kein anderes Leben als das Seine geben. Er ist das einzige wirkliche Leben.

Die logische Konsequenz dieses Gedankens ist die, wenn Jehova Gott das einzige Leben in der ganzen Unendlichkeit ist, dann kann kein geschaffenes Wesen und somit auch kein Mensch und kein Engel sein Leben aus sich selbst haben. Auch wenn es überhaupt nicht unserem Lebensgefühl entspricht, müssen wir uns doch mit dem Gedanken anfreunden, dass wir kein Leben aus uns haben. All unser Leben erhalten wir ausschließlich von Gott.

Es hat der göttlichen Liebe und Weisheit gefallen, Lebewesen in das Dasein zu stellen, die in der Endlichkeit das Göttliche in sich aufnehmen können und dadurch zu Aufnahmegefäßen des Lebens werden. Allerdings weiß der Mensch aus sich selbst nicht, dass er "nur" solch ein Aufnahmegefäß ist. Er glaubt, dass er aus sich selbst sein Leben hat. Dies wird ihm ja auch von allen Seiten bestätigt, denn unter "Leben" wird meist die biologische Funktion des materiellen Körpers verstanden und ist der Körper erst einmal tot, dann ist es mit dem Leben des Menschen vorbei. Zumal die meisten Menschen in der gebildeten Welt nicht daran glauben, dass es ein Leben nach dem Tod gibt.

Durch Emanuel Swedenborg wissen wir, dass der Mensch nicht aus sich selbst lebt, sondern dass er sein Leben aus Gott hat. Dieses Leben ist aber nicht unmittelbar aus Gott, denn aus Unerschaffenen, Unendlichen, dem Sein selbst und dem Leben selbst, kann niemand unmittelbar geschaffen werden, weil das Göttliche ein unteilbare Einheit ist. Es gibt nur einen unendlichen Gott und dieser ist nicht teilbar. Wäre Er teilbar, so würde mit zunehmender Anzahl von Menschen und Engel Gott weniger werden und dies würde sich mit der Unendlichkeit Gottes nicht vereinbaren lassen.

Aus dieser Tatsache schließt Swedenborg, dass der Mensch aus Geschaffenem und Endlichem besteht, das so gebildet ist, dass das Göttliche in ihm wohnen kann. Gott ist zwar die Ursache und der Erhalter für den aus Geschaffenem und Endlichem bestehenden Menschen, der Mensch ist aber nur mittelbar aus Gott. Wäre er unmittelbar aus Gott, so wäre er ein Teil Gottes und somit selbst Gott.
Nun stellt sich natürlich die Frage: aus welchen Materialien hat denn Gott seine Schöpfung gestaltet? Woher hat er die Materie genommen aus denen unsere Welt besteht? Um Antworten auf diese Fragen finden zu können, müssen wir uns kurz mit der Tatsache beschäftigen, dass das göttliche Urwesen aus Liebe und Weisheit besteht.

Dass Gott das einzige wirkliche Leben und somit die einzige wirkliche Liebe ist, haben wir bereits erfahren. Die Liebe Gottes kann aber nur dann schöpferisch in Erscheinung treten, wenn in Gott auch die vollendete Weisheit besteht. In dem Werk "Göttliche Vorsehung" schreibt Swedenborg:

... die Liebe kann ohne die Weisheit nichts tun, und die Weisheit nichts ohne die Liebe; denn es kann die Liebe ohne die Weisheit, oder der Wille ohne den Verstand nichts denken, ja nichts sehen und empfinden, und nichts reden, weshalb auch die Liebe ohne die Weisheit oder der Wille ohne den Verstand nichts tun kann; in gleicher Weise kann auch die Weisheit ohne die Liebe oder der Verstand ohne den Willen nichts denken, und nichts sehen und empfinden, ja auch nichts reden; weshalb auch die Weisheit ohne die Liebe oder der Verstand ohne den Willen nichts tun kann; denn wenn ihnen die Liebe weggenommen wird, so ist kein Wollen, mithin auch kein Handeln mehr da. (G.V. 3)

Dieses Zitat zeigt recht deutlich, dass in Gott die vollendete Liebe und die vollendete Weisheit walten muss. Denn die göttliche Liebe wäre ohne die göttliche Weisheit nicht in der Lage, all die wunderbaren Schöpfungen in das Dasein zu stellen und zu erhalten. Und die göttliche Weisheit würde ohne die göttliche Liebe keinerlei Impulse bekommen, um schöpferisch tätig zu werden. Diese beiden bedingen einander so sehr, dass man ohne Weiteres sagen kann, dass es keine Liebe ohne die Weisheit und keine Weisheit ohne die Liebe gibt; weshalb die Liebe nur dann bestehen kann, wenn sie in der Weisheit ist. Diese Beiden sind so sehr eins, dass man sie zwar gedanklich, nicht aber in der Realität unterschieden kann, man könnte auch sagen, dass sie 'unterscheidbar Eines' sind.

In "Göttliche Liebe und Weisheit", Nr. 34, können wir lesen:

Man könnte auch sagen, dass das göttliche Sein die göttliche Liebe ist und das göttliche Dasein die göttliche Weisheit. Beide sind unterscheidbar Eins, denn Liebe und Weisheit sind zwar verschieden, aber die Liebe ist in der Weisheit, und die Weisheit hat ihr Dasein in der Liebe und weil die Weisheit ihr Dasein aus der Liebe nimmt, so ist auch die göttliche Weisheit das Sein, woraus folgt, dass Liebe und Weisheit zusammen genommen das göttliche Sein sind, unterschieden genommen hingegen heißt die Liebe das göttliche Sein, und die Weisheit das göttliche Dasein.

Mit dieser etwas kompliziert ausgedrückten Formulierung möchte Swedenborg darlegen, warum in Jehova Gott Liebe und Weisheit die vorherrschenden Kräfte sind. Durch seine Kontakte mit Geistern, welche sich in himmlischen Gefilden aufhielten, durfte er erfahren, dass die Liebe das Leben eines jeden Lebewesen ausmacht. Und da Gott das einzige Leben überhaupt ist, ist Er die einzige wirkliche Liebe, das einzige wirkliche Sein. Damit die göttliche Liebe zur schöpferischen Wirkung gelangen kann, bedarf es der Weisheit, denn solange der aus der Liebe entspringende Wille kein Werkzeug hat, um die Wünsche der Liebe umzusetzen, solange würde sich die Liebe nicht ausdrücken können. Erst durch die göttliche Weisheit kann das göttliche Sein der göttlichen Liebe ihre Wünsche in das Dasein stellen. Beide bedingen einander, die göttliche Liebe könnte ohne die göttliche Weisheit nicht bestehen und die göttliche Weisheit würde ohne die göttliche Liebe nicht existieren.

Dies ist vielleicht vergleichbar mit dem menschlichen Gemüt. Auch dort gibt es das Zusammenspiel zwischen der Liebe und der Weisheit. Der aus der Liebe entspringende Wille braucht die Weisheit des Verstandes um die Wünsche der Liebe verwirklichen zu können. Meint die Liebe des Menschen z.B., dass nur ein neues Auto das Lebensgefühl verbessern kann, dann wird der Wille nichts unversucht lassen, um den Verstand so zu lenken, dass er alle Informationen zusammenträgt, um den Kauf eines Autos in die Wege leiten zu können.

Ohne den aus der Liebe entsprungenen Willensimpuls wäre der Verstand niemals auf die Idee gekommen, die notwendige Weisheit zu erlangen, die zum Kauf eines Autos erforderlich ist. Und ohne die Weisheit des Verstandes hätte der Wille keine Möglichkeit den Wunsch der Liebe zu erfüllen. Die Liebe und der Verstand des Menschen bedingen einander so sehr, dass man beide zwar unterscheiden kann, sie aber letztendlich eine Einheit ausmachen.

Das Gleiche gilt im vollkommenen Maße auch für Gott. Liebe und Weisheit sind die Kräfte in Jehova Gott, die das göttliche Sein ausmachen. Nur im innigen Zusammenspiel zwischen der göttlichen Liebe und der göttlichen Weisheit kann Gott schöpferisch tätig werden.

Um aber schöpferisch tätig werden zu können, benötigt Gott Substanzen, die Er Seinen Ideen gemäß strukturieren kann. Das ist vergleichbar mit einem Töpfer, der ohne die Substanz Ton nicht in der Lage wäre, seine kunstvoll geformten Krüge herzustellen. Im Gegensatz zum Töpfer kann Gott natürlich nicht auf bereits vorhandene Substanzen zurückgreifen, ganz im Gegenteil, Er muss die Substanzen zunächst einmal erschaffen und in eine Form bringen, die es der Substanz erlaubt zu existieren.

Die Ursubstanz, aus der alles im Universum - egal ob im Materiellen oder Geistigen - besteht, ist laut Emanuel Swedenborg die göttliche Liebe und die göttliche Weisheit. Er überschreibt das 40. Kapitel der "Göttlichen Liebe und Weisheit" mit den Worten: "Die göttliche Liebe und die göttliche Weisheit ist Substanz und ist Form" und führt dann aus:

Die Vorstellung gewöhnlicher Menschen von der Liebe und Weisheit ist die von etwas gleichsam in dünner Luft oder im Äther Fliegendem und Fließendem oder auch wie vom Aushauch aus etwas dieser Art; kaum denkt jemand, dass sie wirklich in der Tat Substanz und Form sind, betrachten sie doch Liebe und Weisheit als außerhalb ihres Trägers befindlich und als aus ihm hervorgehend, und was sie außerhalb des Trägers als aus demselben hervorfließend ? obschon als etwas Flüchtiges und Fließendes ? betrachten, das nennen sie auch Substanz und Form, weil sie nicht wissen, dass Liebe und Weisheit der Träger selbst sind und dass dasjenige, was man außerhalb desselben als etwas Luftiges und Flüssiges gewahrt, nur eine Scheinbarkeit des Zustandes des Trägers an sich ist. Der Ursachen, warum man dies bis anhin nicht sah, gibt es mehrere. Hierunter gehört die, dass die Scheinbarkeiten das erste sind, aus dem das menschliche Gemüt seinen Verstand bildet und dass es diese nicht anders beheben kann, als mittels Erforschung der Ursache und dass es, wenn die Ursache tief liegt, solche nicht erforschen kann, wenn es nicht den Verstand lang in geistigem Lichte hält, in welchem es aber den Verstand nicht lange halten kann wegen des natürlichen Lichtes, welches unausgesetzt ablenkt. Die Wahrheit ist jedoch, dass Liebe und Weisheit wirklich und tatsächlich Substanz und Form sind, welche den Träger selbst bilden.

Die Behauptung Swedenborgs, dass die Liebe und die Weisheit Gottes Substanz und Form sind aus der letztendlich auch die materielle Schöpfung besteht, ist für uns, die wir es gewöhnt sind, in Raum und Zeit zu denken, sicherlich auf dem ersten Blick etwas schwierig zu verstehen. Deshalb sollten wir den Hinweis Swedenborgs im 51. Kapitel der "Göttlichen Liebe und Weisheit" berücksichtigen, dass das Göttliche nicht in Zeit und Raum zu verstehen ist. Bei der Auseinandersetzung mit den innergöttlichen Vorgängen die letztendlich zur Entstehung des Universums geführt haben, müssen wir bedenken, dass die Ursachen bereits gewirkt haben, bevor es überhaupt Raum und Zeit gab. Denn Raum und Zeit sind ja erst dann in Erscheinung getreten, als die Materie ihr Dasein begann. In der geistigen Welt, in der es keine Materie gibt, gibt es weder Raum noch Zeit, auch wenn es uns bei der Lektüre von Jenseitsberichten oft so erscheint, dass sich die Bewohner der geistigen Welt in einer Matrix von Raum und Zeit bewegen. Bei diesen Berichten handelt es sich um eine entsprechungsmäßige Transformation geistiger Zustandsbeschreibungen in eine für uns, die wir in Zeit und Raum leben, verständliche Sprache. Nur über die Lehre der Entsprechungen ist es uns möglich, eine Ahnung von dem zu erlangen, was in der geistigen Welt vor sich geht.

Mit diesen Gedanken im Hinterkopf, möchte ich mich nun der Substanz zuwenden, aus der das ganze Universum erschaffen ist und die der göttlichen Liebe und Weisheit entspringt. Die Substanz, aus der die geistige und die materielle Welt besteht, befindet sich innerhalb der Gottheit und besteht aus den Gedanken und Ideen, welche aus der göttlichen Liebe und Weisheit ihren Gehalt und ihre Form erhalten. Natürlich ist es für uns, die wir in Raum und Zeit leben, kaum nachzuvollziehen, dass all die Substanzen, aus denen die Schranktür besteht, an der wir uns gerade den Kopf gestoßen haben, "nur" Gedanken Gottes sind. Andererseits ist es aber auch nicht unbedingt nachvollziehbar, wenn wir daran denken, dass die Atome, aus denen diese Tür besteht, im Grunde genommen fast nur aus leerem Raum bestehen, in dem sich in einer unglaublichen Geschwindigkeit irgendwelche Energiepotentiale in Kreisbahnen bewegen. Bei genauerem Nachdenken löst sich unsere meist sehr fest und hart erscheinende materielle Welt in ein gewaltiges Energiepaket auf, welches nach für uns meist nicht nachvollziehbaren Gesetzmäßigkeiten funktioniert.

Diese aus der göttlichen Liebe entspringende Energie ist letztendlich die Substanz, aus der unsere Materie besteht. Sie wird durch die göttliche Weisheit so in eine Form gebracht, dass man mit Recht sagen kann, dass die göttliche Liebe und die göttliche Weisheit die Substanz und die Form ist, aus der alles im ganzen Universum besteht. Oder um mit Swedenborg zu sprechen:

Aus dem Gesagten lässt sich zunächst ersehen, dass die göttliche Liebe und die göttliche Weisheit in sich Substanz und Form sind, denn sie sind das Sein und das Dasein selbst; wären sie nicht ein solches Sein und Dasein, wie sie Substanz und Form sind, so wären sie bloß ein Gedankending, welches in sich kein Etwas ist. (GLW 43)

Mit anderen Worten, die Tatsache, dass es uns gibt und wir tagtäglich die harte Realität der Materie in der Form von Schranktüren und Ähnlichem erfahren müssen, ist ein Beleg dafür, dass die göttliche Liebe und die göttliche Weisheit in sich Substanz und Form sind. Alles Erschaffene und somit Endliche hat seine Existenz aus diesen beiden. Den Umstand, dass die Substanzen und die Formen all dessen, was uns im Alltag begegnet, aus der Göttlichen Liebe und Weisheit entspringen, könnte man vielleicht nachempfinden, wenn wir an einen sehr intensiven Traum denken. Alles was wir dort erleben, sehen, fühlen, schmecken und riechen hat seine Substanz und Form aus unserer Liebe und Weisheit. Aber dennoch sind sie für uns während des Traumes absolut real, so dass es bisweilen vorkommen kann, dass ein intensiver Traum später in der Erinnerung als wirklich erlebt empfunden wird.

Die Dinge in unserem Traum haben natürlich kein Leben in sich, sie sind von unser Liebe und unserem Verstand erschaffen und von daher unbeseelt und tot. Sie erhalten ihr meist sehr kurzes Leben aus unser Liebe und werden durch sie beseelt und belebt. Nach dem Aufwachen verlieren sich die Substanzen und Formen unserer Traumwelt und geraten meist in Vergessenheit.

Ganz anders verhält es sich bei Gott. Seine Gedanken und Ideen können niemals im hellsten Selbstbewusstsein der göttlichen Liebe und Weisheit vergessen werden. Alle Gedanken und Ideen welche einmal in Gott aus dem Zusammenspiel von Liebe und Weisheit geboren wurden, bleiben für immer und ewig bestehen. Wobei zu bedenken ist, dass Seine aus der göttlichen Liebe und Weisheit entspringenden Gedanken und Ideen zwar Substanz und Form haben, aber an sich unbeseelt und tot sind. Denn dieser Substanz und Form haftet die Endlichkeit an und ihr fehlt somit die göttliche Vollkommenheit.

Der Gedanke wird vielleicht dadurch etwas deutlicher, wenn wir bedenken, dass die Dinge in unseren Träumen ja auch keinen Bestand haben. Wachen wir auf, sind sie weg. Bei Gott ist dies insofern anders, als dass alles aus Seinen Gedanken und Ideen Geschaffene in Ihm selbst ist und durch den göttlichen Willen fixiert wird. Dadurch bekommt das von Ihm Geschaffene zum einen Form und Substanz und enthält zum anderen Göttliches. Im 53. Kapitel der "Göttlichen Liebe und Weisheit" beschreibt Swedenborg dies wie folgt:

Von dem Erschaffenen und Endlichen kann man zwar sagen, dass es sei und sein Dasein habe, dann dass es Substanz und Form, sowie auch Leben, ja Liebe und Weisheit sei, aber alles dieses ist erschaffen und endlich. Der Grund, warum man so sagen kann, ist nicht, dass es etwas Göttliches hätte, sondern dass es im Göttlichen ist und dass das Göttliche in ihm ist: denn alles, was erschaffen ist, ist an sich unbeseelt und tot; es wird aber beseelt und belebt dadurch, dass das Göttliche in ihm ist und es im Göttlichen.

Alles was Gott erschaffen hat, sei es geistiger Natur oder sei es materieller Natur ist an sich unbeseelt und tot. Dies ist vergleichbar mit einem Bildhauer, der mit seinen Werkzeugen aus einem groben Felsklumpen eine Statue herausmeißeln will. Zunächst einmal wird er sich in seiner Phantasie ausmalen, wie diese Figur aussehen könnte. Er wird sich Skizzen anfertigen, Anatomiestudien durchführen und so wird die zu gestaltende Figur nach und nach in seinem Gemüt immer plastischer und deutlicher werden. In seinen Träumen wird die Skulptur lebendig werden und er weiß ganz genau wie die Plastik aussehen wird. Nachdem die Statue in seinem Gemüt perfekt ausgestaltet ist, macht er sich ans Werk und nach langer intensiver Arbeit ist es ihm gelungen, ein wunderschönes Standbild herzustellen. Obwohl diese Figur an Natürlichkeit und Schönheit kaum noch zu übertreffen ist und man sich geradezu in sie verlieben könnte, ist sie dennoch unbeseelt und tot.

Ganz anders ist es bei Gott, wenn Er etwas in das Dasein stellt. Seine endlichen Schöpfungen sind für sich genommen auch unbeseelt und tot, denn sie hatten einen Anfang, sind somit Endlich und haben von daher nichts Göttliches an sich. Dadurch aber, dass die Substanzen, aus denen Seine Werke bestehen, der Ausfluss Seiner Göttlichen Liebe und Weisheit sind, befinden sich Seine Werke in Ihm. Das bedeutet, dass sich die Substanzen, aus denen Seine endlichen Schöpfungen bestehen, nicht außerhalb sondern innerhalb von Gott befinden und da Gott das Leben selbst ist, in dem nichts unbeseeltes existieren kann, befindet sich auch Göttliches im Erschaffenen und Endlichen.

Oder mit anderen Worten ausgedrückt, das für uns unendlich erscheinende Weltall konnte Gott nur in sich selbst vermittels Seiner Liebe und Weisheit erschaffen. Denn Gott ist das Sein selbst, Er ist Alles in Allem und alles was ist, sei es in der geistigen Welt oder sei es in der materiellen Welt, hat seine Existenz aus diesem Sein. Da Gott unendlich ist, kann nichts außerhalb von Gott bestehen, denn dies würde bedeuten, dass Gott nicht unendlich ist. Andererseits beinhaltet das in Gott aus Seiner Liebe und Weisheit Erschaffene Endliches und somit kein Leben. Denn nur in Gott ist das Leben, wäre im Erschaffenen Leben, dann wäre es ein eigenständiges Leben und somit Gott. Dies wiederum kann deshalb nicht sein, weil nur in Gott das wahre Leben ist. Swedenborg beschreibt dies mit folgenden Worten:

Es ist bekannt, dass alles und jedes im Weltall von Gott erschaffen ist, daher das Weltall mit allem und jedem in ihm im Wort ein Werk der Hände Jehovas heißt. Man sagt, die Welt in ihrem Inbegriff sei aus Nichts erschaffen, und von dem Nichts hat man die Vorstellung eines völligen Nichts, während doch aus dem völligen Nichts nichts wird, noch etwas werden kann. Dies ist eine ausgemachte Wahrheit, weshalb das Weltall, welches ein Bild Gottes, und daher voll Gottes ist, nur in Gott aus Gott erschaffen werden konnte; denn Gott ist das Sein selbst, und aus dem Sein muss das sein, das ist; aus dem Nichts, das nicht ist, erschaffen was ist, ist völlig widersprechend. Gleichwohl jedoch ist das in Gott aus Gott Erschaffene nicht ein Stetiges [continuum] von Ihm, denn Gott ist das Sein an Sich, und im Erschaffenen ist kein Sein an sich; wäre in dem Erschaffenen ein Sein an sich, so wäre es ein Stetiges von Gott, und ein Stetiges von Gott ist Gott. (GLW 55)

Alles, was uns in unserem Leben begegnet, sei es geistiger oder sei es materieller Natur, sind durch den Göttlichen Willen fixierte Gedanken und Ideen, welche aus der Göttlichen Liebe und Weisheit fließen. Diese Gedanken und Ideen befinden sich in Gott, sie sind aber nicht Gott selbst, da sie als ein Produkt Seiner Liebe und Weisheit endlicher Natur sind. Das ist vergleichbar mit unseren Gedanken und Ideen, die ja auch nur ein Produkt unseres Gemüts darstellen und nicht wir selbst sind. Erst wenn wir unseren Gedanken Taten folgen lassen, werden sie gewisserart mit Leben versehen. Erwecken wir unsere Gedanken nicht zum Leben, so verfliegen sie und geraten in Vergessenheit.

Bei Gott ist dies insofern anders, als dass Er zum einen auf Grund seines hellsten Bewusstseins keinen Seiner Gedanken jemals vergessen kann und zum anderen alles von Ihm Erschaffene so beschaffen ist, dass es als ein Aufnahmegefäß Gottes fungiert und dadurch von Gott belebt wird. In "Göttliche Liebe und Weisheit" 56 schreibt Swedenborg:

Alles Erschaffene ist vermöge dieses Ursprungs seiner Natur nach so beschaffen, dass es ein Aufnahmegefäß Gottes ist, nicht als ein stetig mit Ihm Zusammenhängendes, sondern als ein Ihn Berührendes; durch dieses und nicht jenes findet eine Verbindung statt, denn es ist übereinstimmend, weil es in Gott aus Gott erschaffen ist, und weil es so erschaffen ist, ist es eine Ähnlichkeit, und durch jene Verbindung ist es wie ein Bild Gottes im Spiegel.

Mit dieser etwas schwierig zu verstehenden Aussage, dass die Verbindung Gottes mit allem Erschaffen indirekter Natur ist, weil es in Gott aus Gott erschaffen ist, will Swedenborg meiner Meinung nach zum Ausdruck bringen, dass zum einen alles Erschaffene seine Substanz aus dem Ausfluss der Göttlichen Liebe und Weisheit hat und somit kein eigenes Leben besitzt. Weil aber die Gedanken Gottes und somit auch Seine Schöpfungen nicht außerhalb von Ihm, sondern in Ihm Selbst sind, bestehen Seine Schöpfungen zwar gewisserart unabhängig von Ihm, behalten ihre Existenz aber nur dadurch, dass der Göttliche Wille ständig in sie einfließt. Wenn also nicht ständig die aus der Göttlichen Liebe und Weisheit gespeiste Lebensenergie selbst in den scheinbar unbedeutendsten Teil des Universums einfließen würde, könnte unsere Welt und somit auch wir nicht existieren. Aus diesem Blickwinkel gesehen, hat Swedenborg natürlich völlig recht, wenn er sagt: "dass alles in dem erschaffenen Weltall Aufnahmegefäß der göttlichen Liebe und der göttlichen Weisheit ist" (GLW 57).

Alles Erschaffene erhält und behält seine Existenz durch das ständige Einfließen der göttlichen Liebe und der göttlichen Weisheit. Dies gilt in direkter Form für die unteren Schöpfungseben wie z.B. die Materie und in indirekter Form wie z.B. bei uns Menschen oder den Engeln. So sind Engel nicht aus sich heraus Engel, sondern sie sind deshalb Engel, weil sie das aus der göttlichen Liebe entspringende Gute und das aus der göttlichen Weisheit entspringende Wahre in sich aufnehmen. Diese Aufnahme geschieht der göttlichen Ordnung gemäß durch die von Gott an die Engel verliehene Fähigkeit in der Willensfreiheit, nach der Vernunft zu denken und zu wollen. Diese göttliche Gabe der Willensfreiheit ist auch uns Menschen zu eigen. Wir denken und handeln mit dem Gefühl, als wenn unser Leben, unsere Liebe und unsere Weisheit aus uns selbst wären. Nur wenn sich unser Verstand für den Einfluss der göttlichen Liebe öffnet, können wir erkennen, dass wir letztendlich kein eigenes Leben haben sondern "nur" Aufnahmegefäße der göttlichen Liebe und der göttlichen Weisheit sind.

Laut Emanuel Swedenborg ist alles im Weltall solch ein Aufnahmegefäß. So fließt die göttliche Liebe und Weisheit nicht nur in den Menschen sondern auch in das Tier-, Pflanzen- und das Mineralreich ein. Diese drei Reiche sind so miteinander verwoben, dass die Nutzzwecke der einzelnen Reiche stufenweise vom Mineralreich über das Pflanzen und dem Tierreich bis zum Menschen und darüber hinaus bis zu Gott aufsteigen. In der "Göttlichen Liebe und Weisheit" (65) formuliert Swedenborg dies wie Folgt:

Die Nutzzwecke aller Dinge, welche erschaffen worden, steigen stufenweise auf vom Untersten zum Menschen und durch den Menschen hindurch zu Gott, dem Schöpfer, von dem sie ausgegangen sind.

Wobei Swedenborg unter dem Untersten das Mineralreich versteht, dessen Nutzen darin besteht, in kleinster staubähnlicher Form der Pflanzenwelt gewisserart als Nahrungsquelle zu dienen. Durch den stetigen Kreislauf des Wassers, des Windes und der Jahreszeiten werden im Laufe der Zeit selbst ganze Gebirgsketten langsam aber stetig in ihre kleinsten Bestandteile aufgelöst. Hätte es die Göttliche Vorsehung nicht so eingerichtet, dass die Erde ständig neue Erdkrustenverwerfungen produziert, würde es wahrscheinlich keinen einzigen Gebirgszug auf unserer Welt geben. Die im Wasser gelösten Lebenssubstanzen des Mineralreiches werden durch die Wurzeln der Pflanzen aufgenommen und dienen so als Baumaterial für das pflanzliche Leben. Daraus folgt, dass der Endzweck des Mineralreichs darin besteht sich so aufzulösen, dass es von der Pflanzenwelt aufgenommen werden kann und so in ein höheres Lebenspotential übergeht.

Unter dem Mittleren versteht Swedenborg das Pflanzenreich, dessen Nutzen darin besteht das Leben aus dem Mineralreich zu sammeln und in potenzierter Form der Tierwelt zur Verfügung zu stellen. Das durch die Wurzeln aufgenommene Leben des Mineralreichs wird durch die Pflanzen in ein komplexeres und freieres Leben überführt. Daraus folgert Swedenborg, dass der Endzweck des Pflanzenreiches darin besteht, dass es durch sein in pflanzlicher Materie gebanntes Leben die Körper der Tiere mit ihren Stoffen nähren, deren Sinne mit ihrem Geschmack, ihrem Geruch und ihrer Schönheit ergötzen und beleben soll.

Die obere Stufe der Lebenskonzentrierung stellt das Tierreich dar. Hier erreicht das durch Pflanzenfresser aufgenommene Leben nochmals eine Potenzierung, indem diese das in den Pflanzen angereicherte Leben des Mineralreichs weiter verdichten und konzentrieren. Die höchste Stufe der Lebenspotenzierung stellen die Fleischfresser dar. Sie füllen im Tierreich die Spitze der Nahrungspyramide aus, in dem sie das in den Pflanzenfressern angesammelte Leben auf eine noch höhere Ebene verdichten.

Im Menschen erreicht die Potenzierung des natürlichen Lebens seinen vorläufigen Höhepunkt. In ihm hat sich das Leben aus den einfachen Strukturen des Mineralreiches über das Pflanzen- und dem Tierreich zu einer so komplexen Lebensstruktur zusammengefunden, dass er nach dem Ablegen des materiellen Körpers in der geistigen Welt weiterexistieren kann.

Der Mensch unterscheidet sich vom Tier dadurch, dass er nicht nur ein Aufnahmegefäß des Lebens aus der natürlichen Welt ist, er ist auch ein Aufnahmegefäß des Lebens aus der geistigen Welt. Daher kommt es, schreibt Swedenborg in der "Göttlichen Liebe und Weisheit" (66), dass sich der Mensch anders als jedes Tier über die Natur erheben kann. Er kann folgerichtig und vernünftig nachdenken über bürgerliche und sittliche Dinge, welche innerhalb der Natur sind, und kann auch nachdenken über geistige und himmlische Dinge, welche über der Natur sind, ja, er kann sich zur Weisheit erheben, bis er Gott schaut.

Als Resümee meiner bisherigen Betrachtungen möchte ich festhalten, dass die Substanzen, aus denen Gott das geistige sowie das materielle Universum geschaffen hat, aus dem Ausfluss seiner Göttlichen Liebe und Weisheit bestehen. Die Substanzen Seiner Schöpfungen befinden sich in Gott selbst, weil nur Jehova die Unendlichkeit mit Seinem Sein ausfüllt und es kein Außerhalb der unendlichen Gottheit gibt. Obwohl diese Substanzen auf Grund der Tatsache, dass sie Endlich sind, nichts Göttliches an sich haben, sind sie doch in Gott und somit beseelt und belebt, denn Gott ist das Leben selbst und in Ihm kann nichts sein, dass ohne Leben wäre. Natürlich gibt es unterschiedliche Lebensintensitäten und Lebensqualitäten. Es macht doch sicherlich einen Unterschied, wenn man das Leben eines Granitfelsens auf dem tiefsten Meeresgrund mit dem Leben eines Engel im dritten Himmel vergleicht.

Nach Emanuel Swedenborg befindet sich die unterste Stufe des Lebens und der Lebensfreiheit im Mineralreich der Materie. In den Mineralien sind letztendlich alle Lebenselemente enthalten, die sich in den Organismen den Pflanzen, den Tieren und beim Menschen wiederfinden. Wobei Swedenborg den Begriff des Mineralreichs recht weit fasst. So gehören für ihn zum Mineralreich materielle Stoffe verschiedener Art, von steinerner, salziger, öliger, mineralischer, metallischer Substanz, überzogen mit einer Erde, bestehend aus vegetabilischen und mineralischen Stoffen, welche in den kleinsten Staub zerfallen. Ich denke Humuserde, welche ja ein Sammelsurium von Mineralien, Spurenelementen und organischen Verbindungen ist, würde in etwa dem entsprechen, was Swedenborg mit dieser Aufzählung meint.

Die Göttlichen Lebenspunkte, welche sich in der untersten Stufe des Lebens in der Humuserde manifestieren, stellen die Grundlage für das materielle Leben dar (das Gleiche gilt natürlich auch analog hierzu für das Leben im Wasser). Die noch sehr stark in der starren Materie des Minerals gebundenen Lebensimpulse werden durch die Pflanzen potenziert und sind schon um einiges freier als sie es z.B. in einem Kieselstein jemals waren. Durch die Tiere erfolgt eine weitere Potenzierung des Lebens und der Freiheit dieses Lebens und im Menschen findet sich die maximale Lebenspotenzierung und Freiheit der ehemals so unfreien mineralischen Lebensimpulse wieder.

Nun stellt sich natürlich die Frage: weshalb betreibt Gott solch einen immensen Aufwand, um die im Mineralreich fest eingebundenen Lebensimpulse der aus der Göttlichen Liebe und Weisheit entspringenden Substanzen über das Pflanzen- und Tierreich zu einer größtmöglichen Freiheit im Menschen hinzuentwickeln? Welchen Nutzen oder welchen Zweck soll diese Potenzierung des Lebens und der Freiheit haben?

Im 170. Kapitel der "Göttlichen Liebe und Weisheit" schreibt Swedenborg hierzu Folgendes:

Der allumfassende Endzweck oder der Endzweck aller Teile der Schöpfung ist der, dass eine ewige Verbindung des Schöpfers mit dem erschaffenen Weltall sei, und diese ist nicht möglich, wenn es keine Träger gibt, in welchen Sein Göttliches wie in sich sein, in denen es also wohnen und bleiben kann. Diese Träger müssen, damit sie Seine Wohnungen und Bleibestätten seien, Seine Liebe und Weisheit wie aus sich aufnehmen können, sie müssen also wie von selber sich zum Schöpfer erheben, und sich mit Ihm verbinden können; ohne dieses Gegenseitige gibt es keine Verbindung. Diese Träger sind die Menschen, welche sich wie von selber erheben und verbinden können.
... Durch diese Verbindung ist der Herr gegenwärtig in jedem von Ihm erschaffenen Werke; denn alles Erschaffene ist am Ende um des Menschen willen da; weshalb die Brauchbarkeit alles dessen, was erschaffen worden, stufenweise aufsteigt vom Untersten zum Menschen, und durch den Menschen zu Gott, dem Schöpfer, von dem es erschaffen worden, ...


Der Endzweck der Schöpfung ist also der Mensch, dessen in der Schöpfung einzigartige Fähigkeit darin besteht, mit dem Schöpfer aller Dinge eine freiwillige Verbindung eingehen zu können. Durch diese Verbindung kann das Göttliche des Schöpfers in Seine Schöpfung einfließen. Der Mensch (bzw. das aus ihm rekrutierende Engelgeschlecht) ist gewissermaßen der Kanal, durch den die ständig ausströmende Göttliche Liebe und Weisheit in all seine von Ihm erschaffenen Werke einfließen kann. Swedenborg bestätigt dies, indem er schreibt: Durch diese Verbindung ist der Herr gegenwärtig in jedem von Ihm erschaffenen Werke; denn alles Erschaffene ist am Ende um des Menschen willen da; weshalb die Brauchbarkeit alles dessen, was erschaffen worden, stufenweise aufsteigt vom Untersten zum Menschen, und durch den Menschen zu Gott, dem Schöpfer, von dem es erschaffen worden, ...

Durch die freiwillige Zuwendung des Menschen zur Göttlichen Liebe und Weisheit wenden sich natürlich auch die für unser Zahlenverständnis unendlich vielen aus dem Mineralreich entnommenen Kleinstleben Gott zu und erfahren dadurch die Gegenwart des Herrn. So gesehen sind die Menschen und das aus ihnen hervorgehende Engelgeschlecht wie Lebenssammelpunke, durch die das in alle Unendlichkeit ausstrahlende Leben Gottes stufenweise vom Mineralreich über das Pflanzen- und Tierreich bis zum Menschen aufsteigt und in konzentrierter und gereinigter Form zum Schöpfer zurückkehrt.

Im 171. Kapitel der "Göttlichen Liebe und Weisheit" schreibt Swedenborg hierzu:

... dass das erschaffene Weltall in dem gemeinsamen Fortschreiten zum letzten Zweck beziehungsweise der mittlere Zweck ist; denn aus dem Erdboden werden von dem Herrn, dem Schöpfer, unausgesetzt Formen der Brauchbarkeit, der Ordnung nach, aufgezogen bis zum Menschen, welcher seinem Körper nach auch daher stammt. Der Mensch wird hernach durch die Aufnahme der Liebe und Weisheit vom Herrn erhoben; und damit er Liebe und Weisheit in sich aufnehmen könne, sind alle Mittel vorgesehen worden. Er ist auch so geschaffen, dass er aufnehmen kann, wenn er nur will.
Aus dem nun Gesagten kann man sehen, obgleich nur erst im Allgemeinen, dass der Endzweck der Schöpfung im Untersten sein Dasein hat und darin besteht, dass alles zum Schöpfer zurückkehre und dass eine Verbindung sei.


Durch die vom Herrn eingesetzten Naturkreisläufe werden die kleinsten im Erdboden befindlichen Lebenselemente zu immer höheren Lebensqualitäten weitergebildet. Denken wir nur an den Wasserkreislauf, ohne den diese aufsteigende Lebensentwicklung gar nicht möglich wäre. Das durch den Regen in das Erdreich eindringende Wasser löst die im Boden befindlichen Mineralien auf und ermöglicht es so den Pflanzen, über ihre Wurzeln die ihnen zuträglichen Lebenselemente aufzunehmen und in ihren Pflanzenleibern zu speichern. Auch bei den höheren Lebenskonzentrationsstufen, den Tieren, übernimmt das Wasser beim Transport der Lebenselemente zu den einzelnen Organen eine nicht unerhebliche Rolle. So besteht z.B. das Blutplasma des Menschen zu ca. 90% aus Wasser. Mit der Hilfe des Wassers werden von Gott aus dem Erdboden unausgesetzt Formen der Brauchbarkeit, der Ordnung nach, aufgezogen bis zum Menschen, welcher seinem Körper nach auch von dort stammt.

Diesen ganzen Aufwand treibt Gott ausschließlich um des Menschen willen, denn Swedenborg sagt ja ganz deutlich, dass von Gott alle Mittel vorgesehen worden sind, damit der Mensch Liebe und Weisheit in sich aufnehmen kann. Dies kann der Mensch aber nur, wenn die kleinsten Lebenssubstanzen zu der hochverdichteten Form unseres Körpers entwickelt wurden. Nur mit diesem Körper ist es möglich, unseren Weg über die Erde zu gehen. Der Gang des Menschen über diese Erde ist der Endzweck des erschaffenen Weltalls, denn nach dem Ablegen der sterblichen Hülle kann der Mensch und mit ihm eine Unzahl von geläuterten Kleinstlebenssubstanzen als Engel zum Schöpfer zurückkehren.